Anthologie der edition impress „Loslassen“

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14,90 

Geschichten und Gedichte über Abschied, Neubeginn und Wandel. In dieser Anthologie erwarten Sie ausgewählte Beiträge, die das Thema Loslassen in all seinen Facetten beschreiben.

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Beschreibung

Geschichten und Gedichte über Abschied, Neubeginn und Wandel

In dieser Anthologie erwarten Sie ausgewählte Beiträge, die das Thema Loslassen in all seinen Facetten beschreiben. Ob bewegende Gedichte, spannende Kurzgeschichten oder leise, nachdenkliche Erzählungen – die Gewinner unseres Schreibwettbewerbs haben ihre eigene, unverwechselbare Stimme und individuelle Sicht auf dieses spannende Thema, das jeden Menschen immer wieder aus Neue berührt.

Ein Buch, das Sie nicht loslassen wird.

ISBN: 978-3-911620-02-4

14,90

Andreas R. Cruesemann, „Lass los“

„Wir müssen reden!“ Es ist Dienstag, der 23.4.2013 kurz nach 1:00 Uhr und der Besitzer des Körpers, welcher gerade mit ungewöhnlich klaren Worten das Dreiermeeting einberuft, ist endlich schlafen gegangen. Dies völlig übermüdet und mit einem Promillewert, der als „nicht fahrtüchtig“ bezeichnet werden würde. Das ist für die Person, um die es infolge geht, gar kein Problem, denn sie trinkt prinzipiell nur Alkohol, wenn sie nicht Autofahren muss. Konkret ist es ein Mann mittleren Alters, der die Abendveranstaltung eines Kongresses spät verlassen hat, obwohl er aufgrund seines aktuellen Gesundheitszustandes eigentlich früh hätte zu Bett gehen sollen.

„Das war wieder ein anstrengender Tag!“, meint die Seele, die sofort zur Stelle ist. Das fällt ihr kurz nach dem Einschlafen nicht schwer; erst in einer halben Stunde wird sie wieder voll mit den Träumen von Georg zur Nieden …

Ingrid Kappeler-Kewes „Glühbirnen im Schrank“

Ich bin ein Jäger und sammle Augenblicke. Augenblicke mit dir.

Du hast Glühbirnen gesammelt. Du hast Glühbirnen gesammelt, als gäbe es schon morgen keine mehr zu kaufen. Auf dem Weg zu meinem Kinderzimmer im Obergeschoss des Elternhauses streift mein Blick den klapprigen Sperrholzschrank im Flur, vollgestopft mit kleinen, blau-weissen Schachteln. Das hat dir Sicherheit gegeben. Glühbirnen aller Arten.

Du hast Hefte gesammelt. Stapelweise. Jede Menge Papier, angehäuft an den vielen Weltspartagen deines Lebens. Tausende Blätter, vollgeschrieben, und tausende Blätter, die noch auf deinen Stift warten.

Alles hast du dokumentiert. Wie war das Wetter am 13. August 1979? Hat es geregnet und war Tante Lise zu Besuch? Gab es Apfelstreusel zum Kaffee? Du hättest es mir sagen können …

Annegret Mühl, „Nika, die Siegerin“

„An Ihren Unterarmen klebt Blut. Aber ich sehe keine Wunde“, sagt der Hüne mit zum Zopf geflochtenem Bart und Dschungeltattoo der Superlative. Nicht mein Typ. Obwohl ich mich aufgrund der Drachentöter-Ausstrahlung auf einen Kompromiss einlassen könnte. Falls ich mich jemals wieder auf Männer einlasse. „Klappe!“, fauche ich. Ruhig folgt er meinem Blick aus dem Fenster. Ich reiße mich von der Aussicht auf den gegenüberliegenden Hauseingang los und motze ihn an. „Verpiss dich!“
„Sie sitzen in dem Café, in dem ich kellnere, junge Frau. Es ist mein Job, Sie anzusprechen.“

Die Morgensonne färbt die gegenüberliegende Häuserfassade golden. Doch der Schein trügt. Ich spüre die Polizisten schon, bevor sie um die Ecke biegen. Ich kann Gefahr wittern. Und Verrat. Keine Zeugen. Keine Fragen. Keine Polizei. Das stand auf dem Plakat. Die Uniformierten kommen direkt auf das Café zu. Außer mir und Drachentöter ist niemand hier. Der Weg zum Klo führt quer durch den Raum. Fluchtversuch zwecklos.

Eva-Maria Jehn „Das zweite Gesicht des Janus“

Seit ich denken konnte, war Onkel Franz mein Lieblingsonkel.
Er war in meinem Leben immer schon da gewesen, von Anfang an. Als wir in der Schule nach unserer frühesten Kindheitserinnerung gefragt wurden, sah ich mich nicht auf Mamas Schoß, sondern mit meinem Onkel Franz im Wald.
„Sieh’ doch da drüben, Evchen, da springt ein Reh!“, rief er ganz aufgeregt. Ich hatte nichts gesehen außer raschelnden Blättern, aber die Stimme des Onkels sollte für alle Zeiten in meinen Ohren widerhallen.

Doch noch etwas spukte in meinem Kinderhirn seit diesem Tag: Onkel Franz hob mich immer wieder hoch in die Luft und wirbelte mich wild herum, was ich sehr liebte. Dann aber hielt er mich tiefer und ließ mich immer weiter an sich herunterrutschen, bis ich etwas ganz Hartes spürte, fast so hart wie ein Stein, auf das er mich fest gepresst hielt. Ich erschrak, aber es war ja mein Onkel Franz. Dann veränderte sich seine fröhliche Stimme, diese Stimme, die ich fast mit der Muttermilch eingesogen hatte, wurde immer leiser, war am Ende nur noch ein Flüstern …

6 Bewertungen für Anthologie der edition impress „Loslassen“

  1. Donna

    Dieses Buch geht unter die Haut! Die Geschichten darin wirken so authentisch, dass man sie wirklich von der ersten Zeile an miterlebt. Die geschilderten Erfahrungen sind mitunter emotional harte Kost, doch erlebt man auch in jeder von ihnen immer wieder neu den Zauber des Loslassens. Absolute Empfehlung!

  2. Melina

    Ein starkes Buch – wie eine Reise mit der Achterbahn des Lebens, immer wieder Luft anhalten – und aufatmen!

  3. Marco

    Tolle Geschichten, über die man lange reflektieren kann!

  4. Katrin Adelstein

    Sehr lesenswertes Buch! Packend von Anfang bis Ende

  5. Anonym

    lesenswert

  6. Birgit Schmid

    Ein wunderbares Buch! Ich hätte nie gedacht, daß man auch bei Kurzgeschichten alles um sich herum vergessen kann! Und diese wunderbare Erkenntnis gleich beim ersten Buch dieser Art!

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